Eine schwer lesbare Tafel im Parkhaus unterhalb der Festung Königstein erinnert z. T. fehlerhaft an einen Ort, wo 1944/45 ca. 1000 KZ-Häftlinge aus verschiedenen Ländern Europas in einem Gefangenenlager unter widrigsten Umständen hausten. Die Menschen, die im Parkhaus von und zu ihren Autos gehen, wundern sich zwar, warum wir dort stehen, nehmen jedoch keine Notiz von der Tafel. Niemand fragt.
Unweit vom Parkhaus im Wald zeigte uns Dr. Michael Strobel vom Landesamt für Archäologie zugewachsene Grundmauern eines Gebäudes in einem zweiten Lager. Sonst erinnert hier nichts an die Verbrechen in und um Königstein.
Wir fahren weiter nach Strand, einem Ortsteil von Königstein. Wir stehen vor einer Bergwand. Hier mussten die Häftlinge Stollen – 23 an der Zahl – in den Fels des Steinbruchs für die Herstellung von Flugzeugbenzin treiben. Sven Gerstner-Nitschke vom Projekt gedenkplaetze.info hatte uns zuvor erzählt, dass hier auch s. g. Ostarbeiter und amerikanische, britische und italienische Kriegsgefangene aus den Lagern Lilienstein und Weißig eingesetzt wurden. Und auch hier erinnert nichts an das s. g. Projekt „Schwalbe“, an die Menschen, die dort arbeiten mussten.
Die Literatur besagt, dass im Sommer 1944 neben 6 Mio. zivilen Arbeitskräften auch 2 Mio. Kriegsgefangene und über 500.000 KZ-Häftlinge Zwangsarbeit leisten mussten, um die landwirtschaftliche Versorgung und Rüstungsproduktion aufrecht zu halten. Sie wurden in Lagern in unmittelbarer Umgebung der zivilen Bevölkerung untergebracht.
Solche Orte, wie die Lager nahe Königstein, Lilienstein, Weißig und Strand gibt es nicht mehr und geraten zunehmend auch bei der lokalen Bevölkerung in Vergessenheit. Unsere Aufgabe ist es zu erinnern ¬– sowohl an die historischen Verbrechen ganz in unserer Nähe, als auch an die Menschen, die fern ihrer Heimat unter unwürdigen Umständen leben, arbeiten und auch sterben mussten. Darüber waren sich alle Beteiligten des Seminars in Königstein einig und erste Ideen zum „WIE“ der Geschichtsvermittlung an und mit Jugendlichen wurden ausgetauscht.
