Eine Stadt in Böhmen :
Terezín/Theresienstadt. Seit dem 18. Jahrhundert Garnison und Festung, während des Zweiten Weltkrieges Ghetto für europäische und insbesondere aus der Tschechoslowakei stammende Juden. Für viele Zwischenstation auf dem Weg in die Vernichtung, für nicht wenige gewaltsame Endstation in einer enthumanisierten Welt.
Eine Jugend in Böhmen:
Entscheidende Jahre ihres jungen Lebens mußte die aus dem deutsch-jüdisch –tschechischen Mischmilieu stammende Jana Renée Friesová (*1927) im NS-Konzentrationslager Theresienstadt durchleiden – Jahre der Bedrohung und Verfolgung unter den im „Reichsprotektorat Böhmen und Mähren“ geltenden NS- Rassengesetzen. Friesovás Erinnerungsbericht „Festung meiner Jugend“ schildert den grausamen Alltag, erzählt von den Mühen und Leiden im Ghetto, von Herabwürdigung und Gewalt. Aber das Buch erzählt auch von großartigen Konzertaufführungen, gelungenen Theatervorstellungen und vor allem von beglückenden Freundschaften auf Leben und Tod. Jana Renée und ihre Freundinnen blieben inmitten wahnwitziger Verhältnisse junge, romantische Mädchen, die von der großen Liebe träumten und von einer glücklicheren Zukunft. Die unzerstörbare Hoffnung und Lebensfreude der Mädchen im Konzentrationslager Theresienstadt – sie zu schildern ist eine der großen Leistungen der Autorin und zugleich ein zentraler Wert der erstmals in deutscher Sprache vorliegenden Autobiographie.
"Am Bahnhof Bohušovice endeten zu jener Zeit die Transporte. Erst im Juni 1943 wurden die Gleise um einige Kilometer bis ins Ghetto verlängert. Die Bahnhofsrampe, SS, Hunde, in der Abenddämmerung die Lichter der Scheinwerfer, Geschrei. Hundert Männer, Frauen und Kinder behängten sich irgendwie mit Rucksäcken und Koffern und reihten sich zum Marsch von Bohušovice nach Theresienstadt ein. Verwirrt und hörten wir plötzlich gedämpft unseren Namen." (S. 89)