Die Vertreibung von Millionen Deutschen aus Ostmitteleuropa und der Verlust der deutschen Gebiete im Osten waren in der ehemaligen DDR ein Tabuthema. Die Freundschaft mit den „sozialistischen Bruderstaaten“ Polen und Tschechoslowakei hatte Priorität, die Grenzen durften nicht in Frage gestellt werden. Gleichzeitig hätte die Frage der Rechtmäßigkeit der Vertreibung nicht ohne eine Diskussion der Rolle der Sowjetunion und der eigenen Schuld geschehen können. Die Ideologie, das Selbstverständnis als „antifaschistischer Staat“ und die Einbindung in den sozialistischen Block verhinderten eine gesellschaftliche Verarbeitung des Themas in Ostdeutschland. Und doch betraf es Millionen von Menschen.
Prof. Dr. Elke Mehnert, Literaturwissenschaftlerin der TU Chemnitz, wird in diesem Vortrag der Frage nachgehen, wie das Thema der Vertreibung in der belletristischen Literatur der DDR behandelt wurde. Welche Mittel und Wege fand die Literatur, trotz Zensur und öffentlicher Tabuisierung, um das Trauma zu verarbeiten? Welche bekannten Schriftsteller der DDR waren selbst Vertriebene? Welche Werke wurden zu diesem Thema verfaßt und wie sind sie einzuordnen? Wie hat sich der Umgang ostdeutscher Schriftsteller mit dem Thema seit 1989 verändert?
Im Anschluss an den Vortrag besteht die Möglichkeit zur Diskussion und Rundgang durch die Ausstellung „Nahe, ferne Heimat“, welche sich unter anderem mit dem Thema der Vertreibung befaßt.
Ort: Stadtbibliothek Chemnitz, Chemnitz
Uhrzeit: 18:00
Veranstalter: Stadtbibliothek Chemnitz und Brücke/Most-Stiftung
Kontaktperson: Ina Gamp-Lämmer
Zielgruppe: offen